Luise Henriette von Oranien

Luise Henriette, geborene Prinzessin von Oranien-Nassau, war die älteste Tochter des niederländischen Prinzen Friedrich Heinrich von Oranien und seiner Frau Amalie zu Solms-Braunfels, die als Hofdame von Elisabeth Stuart ihrer Fürstin ins niederländische Exil gefolgt war.

Mit 19 Jahren heiratete Luise Henriette Friedrich Wilhelm Kurfürst von Brandenburg, bekannt als der Große Kurfürst. Friedrich Wilhelm hatte die Heimat Luise Henriettes als Kurprinz während eines langjährigen Aufenthaltes kennengelernt und wusste um die herausragende Stellung der Oranier, einer reichen, angesehenen Familie aus den wohlhabenden und fortschrittlichen Niederlanden. Mit der Verbindung erhoffte sich der Große Kurfürst, das politische Ringen um Pommern zu seinen Gunsten entscheiden zu können.

In den knapp 21 Jahren, in denen Luise Henriette Kurfürstin von Brandenburg war, unternahm sie zahlreiche Reisen zwischen Den Haag, Königsberg,Berlin und Kleve, folgte ihrem Mann auf den Feldzügen der Nordischen Kriege nach Warschau und bis nach Jütland in Schweden. Sie begleitete ihn auch zur Jagd und auf langen Ausritten durch ihre brandenburgischen Besitzungen. Luise Henriette erlitt mehrere Fehlgeburten und gebar sechs Kinder, von denen aber nur drei Söhne die Mutter überlebten: Kurprinz Karl Emil (1655–1674), Friedrich und Ludwig (1666–1687). Nur ein einziges ihrer Kinder konnte seinen Vater überleben und beerben: Friedrich, der spätere erste König in Preußen.

Luise Henriette war ihrem Mann „eine pragmatisch denkende und handelnde politische Beraterin. Mit großem Engagement setzte sie sich für die Aussöhnung mit Polen ein und beeinflusste durch ihren Briefwechsel mit der polnischen Königin Luisa Maria den Koalitionswechsel Brandenburgs im Nordischen Krieg zugunsten Polens und damit die Anerkennung der Souveränität der Kurfürsten von Brandenburg über das Herzogtum Preußen. Wenigen Fürstinnen ist soviel Einflussnahme gestattet worden.“ [1]

Moerser Schloss mit Henriette von Oranien Denkmal

Moerser Schloss mit Henriette von Oranien Denkmal

1650 schenkte Friedrich Wilhelm seiner Gemahlin das Amt Bötzow nördlich von Berlin. Dort ließ Luise Henriette an die Stelle eines vorhandenen alten askanischen Jagdschlosses des brandenburgischen Kurfürsten Joachim II. „Hektor“ durch den Architekten Johann Gregor Memhardt ein neues Schloss im holländischen Stil erbauen und gab ihm 1652 den Namen Oranienburg. Kurz darauf schloss sich ganz Bötzow der neuen Namensgebung an und nannte sich fortan Oranienburg. Auch das Amt wurde in Amt Oranienburgumbenannt.

Im Jahr 1663 ließ Luise Henriette in Oranienburg das erste europäische Porzellankabinett einrichten. Sie orientierte sich dabei an der Gepflogenheit ihrer niederländischen Heimat, Kaminmäntel mit Porzellanen zu schmücken. Zwei Jahre später erfüllte sie ebendort ihr Gelübde, für die erfolgreiche Geburt ihres Sohnes Karl Emil ein Waisenhaus zu stiften, das Platz für 24 Kinder bot. Die Statuten dazu erarbeitete sie selbst und stattete das Haus mit Schenkungen aus, die eine gute Versorgung der Zöglinge garantierten.

Gegen 1650 ließ der Große Kurfürst den Westflügel der Klausur im Kloster Lehnin verlängern und zum Jagdschloss erweitern. Das führte zu einem bescheidenen höfischen Leben in dem ehemaligenZisterzienserkloster in der Zauche, zumal Luise Henriette Lehnin zunehmend zu ihrer bevorzugtenSommerresidenz machte. Am 9. Mai 1667 nahm die kurfürstliche Familie hier von der schwer an Schwindsucht (TBC) erkrankten Luise Henriette Abschied. Wenige Wochen später starb sie in Berlin-Cölln. Die Kurfürstin ist in der Gruft des Berliner Doms bestattet. Ihr Name lebt bis heute im kirchlichen Luise-Henrietten-Stift auf dem Klostergelände Lehnin fort.

Richard George schrieb 1899 Zeit über Luise Henriette und ihre Ehe: „Eine Frau von innerer Frömmigkeit, wahrer Herzensgüte, echt weiblicher Sanftmut und scharfem Verstande. Ihr Rat war dem Kurfürsten bald unentbehrlich in allen Regierungsangelegenheiten, und die überaus glückliche Ehe des kurfürstlichen Paares wurde ein Vorbild für das ganze Land. Unermüdlich wirkte Luise Henriette überall, wo es galt, die Not zu lindern und die Wunden zu heilen, die der Krieg dem Lande geschlagen. Im besonderen Maße ist ihre Thätigkeit dem Städtchen Bötzow zu gute gekommen, das ihr zu Ehren den Namen Oranienburg erhielt und in dem das Andenken Luise Henriettes bis auf den heutigen Tag als ein gesegnetes fortlebt.“


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