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Seit der Schleifung der Festungsanlagen durch Friedrich den Großen im Jahre 1763 waren die Festungsinsel und die einstigen Steinwälle und Gräben immer mehr verkommen. Dorngestrüpp wucherte über der verfallenen Insel und der Moerser Bürger mied es, dort entlang zu wandern. Nur vereinzelte Ziegenherden, die anspruchslos genug waren, wurden zum Grasen in die Wildnis geschickt. Wintgens, der ab 1810 große Flächen südlich seines Betriebes erworben und zunächst landwirtschaftlich genutzt hatte, ließ diese ab 1836 durch den bekannten Gartenarchitekten Maximilian Weyhe aus Düsseldorf in eine private Parkanlage umgestalten. Entsprechend dem der Mode folgenden Stil Weyhes entstand nicht ein für solche Anwesen eher üblicher Barockgarten, sondern eine naturnahe Anlage im englischen Stil mit geschwungenen Wegen, großzügigen Flächen und Solitärbäumen, die so gruppiert wurden, dass ein wechselndes Spiel von Licht und Schatten sowie immer neue Durchblicke einen besonderen Reiz ergaben. Die Arbeit Weyhes ist nicht durch Pläne, sondern nur durch das späte Zeugnis des Moerser Gartenbauers Nickertz belegt. Der so gestaltete Garten umfasste den heutigen Ostteil des Parks, begrenzt durch den vom Schloss in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Hauptweg sowie den östlichen Wall bis zum noch vorhandenen Schlossgraben. Nach dem Tode von Friedrich Wintgens wurde diese Parkanlage von dessen Sohn Heinrich an den Landrat von Hochwächter sowie von diesem an seinen Nachfolger, den Landrat John von Haniel verkauft.
Heinrich Wintgens seinerseits, der nach wie vor das Schloss bewohnte, beauftragte 1874 Peter Hermann Nickertz, nun den Westteil des Geländes ähnlich auszubauen. Diese Anlage ist enger von Wegen durchzogen und verglichen mit dem Ostteil wesentlich stärker mit exotischen Bäumen wie Blutbuchen, Esskastanien, Flügelnuss, Götterbaum und Schwarzkiefern bepflanzt. Eine Besonderheit dieses Bereichs ist die enge Wegführung entlang des breiten Stadtgrabens im Westen, durch die auch das Gewässer mit in die Gestaltung einbezogen wird. Dieser Teil wurde im Norden durch einen Obst- und Gemüsegarten begrenzt, der seinerseits 1910 in den Park integriert wurde.
Durch den Ankauf der Parkanlagen 1904 von der Familie Wintgens sowie 1913 vom Landrat von Haniel konnte die durch den Bergbau aufstrebende Stadt die Parkanlagen ab 1906 bzw. 1914 der Öffentlichkeit zugängig machen. Das Gelände südlich des Stadtgrabens, das noch innerhalb des Walls lag, blieb zunächst ungenutzt. Die Nordgrenze verlief unmittelbar am Privatgarten der Landräte, die zu dieser Zeit das sog. „Weiße Haus“, das ehemalige Wohngebäude des Arztes Wittfeld, als Wohnsitz nutzten. 1930 entstand als Anbau an die Schlossanlage das heute noch als Restaurant mit Biergarten beliebte Parkcafe. Im Jahr 1932 wurde dann der Südteil nach Plänen des Moerser Garteninspektors Max Massias als „Volks- und Bürgerpark“ mit großen Rasenflächen und weiten Durchblicken gestaltet. Im südlichen Zipfel entstand aufgrund des sandigen Untergrunds ein Heidegarten mit Birken und Wacholder. Aus dem ehemaligen Nutzgarten der Familie Wintgens östlich des Schlosses wurde eine Rasenanlage, der heutige Rosengarten. Ab 1933 wurde schließlich auch der Landratsgarten mit romantischem Teich und einem als Freisitz dienenden kleinem Hügel integriert sowie das Hektordenkmal errichtet.
Aufgrund der besonderen Bedeutung für Geschichte und Struktur der Stadt Moers wurden die Wallanlagen 1983 als Denkmalbereich unter Schutz gestellt und der Schlosspark 1989 zum Baudenkmal erhoben. Dazu wurden acht einzelne Bäume zu Naturdenkmalen erhoben. 2004/2005 wurde der Park schließlich als besonders exzellentes Beispiel in die Straße der Gartenkunst zwischen Rhein und Maas aufgenommen.
In den 1960er Jahren wurde in unmittelbarer Angrenzung an den Schlosspark das Gelände entlang des Moersbaches im Südwesten zu einem großzügigen Freizeitpark hergerichtet mit Tennis-, Bolz- Grill- und Spielplätzen, einem Rodelberg, Streichelzoo, einem Blindenbeet, einem großen Teich für den Modellwassersport sowie einem japanischen Garten.
by amd