Der Schloßpark im Herbst

 

Hier finden Sie einige besonders schöne Herbst-Impressionen

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Der Moerser Schlosspark

Ein Abriss seiner Entstehung

„Unser Schloßpark ist ein Kleinod unter den Baum-Anlagen des Niederrheins.“ Das ist Otto Ottsens erster Satz in seinem Führer ‚Unser Schloßpark‘. Und er stimmt nach hundert Jahren noch immer. Was ihn zum Kleinod macht, sind zwei Besonderheiten, die den Park – und damit auch die Stadt – auszeichnen:
Die eine Besonderheit sind die mit Alleebäumen bepflanzten Wallanlagen, die den älteren Teil des heutigen Parks prägen; die andere ist die stetige Weiterentwicklung einer großen Erholungs- und Grünfläche aus einem kleinen privaten Park. Ein großer Schlosspark– oder gar Volkspark – war ja nie geplant. Der entstand vielmehr über Generationen in vielen Schritten.

Der Wall
Die Wallanlagen gehen auf die oranische Befestigung zu Beginn des 17. Jahrhunderts zurück. Moritz von Oranien baute die Festung Moers zwischen 1601 und 1620 völlig neu und vergrößerte sie dabei erheblich. So wurden Kastell und Stadt zu einer großen Festung zusammengefasst und weit vor den eigentlich zu verteidigenden Bauten entstanden Erdwälle. Der letzte Oranier, Wilhelm III. Graf von Moers und König von England, starb 1702; und die Grafschaft fiel an Preußen. Unter Friedrich II. wurden die inneren Festungswälle geschleift, weil sie nun auch politisch überholt waren. Die Außenwälle allerdings blieben als Hochwasserschutz erhalten. So wurden die früheren Verteidigungswälle zu Deichen, und beim Verkauf des ehemaligen Festungsgeländes gingen sie ins Eigentum der Stadt über. 1784 führte eine enorme Überschwemmung der Stadt sogar zur Erhöhung und Verstärkung der Deiche. Es blieb übrigens nicht die letzte Überflutung. Hermann Boschheidgen zitiert Heinrich Simon van Alpen (1802): „Rings um die Stadt führt ein hoher Damm, welcher bei Überschwemmungen die Stadt schützet und zugleich zu angenehmen Spaziergängen dient.“
Die Bepflanzung als Allee begann Anfang des 19. Jahrhunderts und machte den Wall kontinuierlich zu einem markanten Merkmal der alten Stadt und des späteren Parks. Dass in dem Wahn, auch kleine Städte müssten autogerecht sein, im 20. Jahrhundert mehrspurige Schneisen in die Wallanlagen geschlagen wurden, ist heute nur noch schwer zu verstehen und kaum zu reparieren. Eine Straße, die nach Plänen von 1904 südlich vom Schloss den Park queren sollte, wurde zwar nicht gebaut; aber dafür 1970 der ‚Neue Wall‘ und die Unterwallstraße.

Das Wasser
Das Wasser für die oranischen Verteidigungsanlagen kam vom Moersbach. Die größte Wasserfläche wurde ‚das Meer‘ genannt (deshalb auch die Meerstraße). Diesen breiten Festungsgräben verdanken wir noch heute die ausgedehnten Wasserflächen innerhalb der Wallanlagen. Als damals die Stadt entfestet wurde, blieb ein Großteil des Grabensystems nur deshalb erhalten, weil er als Abwassersystem der Stadt diente. Auch die beiden westlichen Ravelins blieben erhalten. (Zwei östliche Ravelins wurden inzwischen rekonstruiert.) Verfüllt wurde damals der Graben zwischen Stadt und Schloss (der heutige Kastellplatz).
1902 wurde im Moersbach eine zuvor ‚wilde‘ Badestelle als öffentliche Badeanstalt eingerichtet, die Bestand hatte, bis 1924 das Freibad im Bettenkamper Meer eröffnet wurde. Das lag damals weit ab, ist aber heute in die Parklandschaft mit den anderen Sportstätten integriert.

Die Vorgeschichte des Parks
In Moers spricht man vom Schlosspark, obwohl es falsch ist:
Auch weil das ‚Schloss’ mit dem Grafschafter Museum nicht als Schloss erbaut wurde, sondern als Ringburg, die allerdings immer wieder überbaut und schließlich als Schloss bezeichnet wurde. Vor allem aber ist der Park gerade nicht als Ergänzung des Schlosses entstanden – wie etwa in Benrath oder Brühl –, sondern als kontinuierliche Erweiterung des privaten Parks einer Fabrikantenvilla in der Nachbarschaft des Schlosses.
Aber der Reihe nach:
In einer Kartennachzeichnung von 1580 ist neben der Burg zwar bereits ein Garten skizziert. Aber unser Park hatte dort gerade nicht seinen Ursprung, auch nicht im Lustgarten auf dem Hornwerk.
Durch die erwähnte Schleifung der Befestigung wuchs der Freiraum um Stadt und Schloss herum bis zu Wall und Graben. Alt- und Neustadt waren im Norden von einem Kranz von Gärten umgeben; im Süden des Schlosses waren es Felder, Wiesen und Hecken. Hier entstand Raum für das Wachsen der Stadt und für den späteren Park.

Ein Park entsteht
In den ehemaligen Kasernen östlich vom Schloss hatte Friedrich Wintgens 1803 eine Baumwollspinnerei eingerichtet. 1810 erwarb er diese Immobilie, die er ja bereits zu Wohnhaus und Fabrik umgebaut hatte, und später auch das ganze Areal mit dem Schloss von verschiedenen Vorbesitzern. Auf dem ehemaligen Festungsareal legte Wintgens zunächst einen Obst- und Gemüsegarten sowie Äcker an. Aber 1836 ließ er den Teil der landwirtschaftlich genutzten Flächen östlich des heutigen Hauptwegs zum Park umgestalten, ohne wohl zu ahnen, dass er damit den Grundstein für die heutige Park- und Freizeitlandschaft legte. Nach der Überlieferung geht der erste Teil des Parks auf einen Entwurf des berühmten Gartenarchitekten Friedrich Maximilian Weyhe zurück. Der Moerser Gärtner Peter Hermann Nickertz hat noch gegenüber Otto Ottsen seine Mitarbeit bei Weyhe bezeugt. Für Weyhe spricht auch, dass der Park als englischer Landschaftsgarten gestaltet wurde und dass bereits Weyhe 1829 den Seminargarten entworfen hatte. Der ‚englische Landschaftsgarten‘ soll idealtypische Landschaften abbilden mit Hügeln und Weihern, Baumgruppen und Blickachsen. Und der erfolgreiche Unternehmer Wintgens beauftragte sicherlich einen prominenten Gartengestalter. Übrigens wurde Wintgens‘ Spinnerei schon 1865 geschlossen. Das Fabrikgebäude, das vor dem 2. Weltkrieg der Stadtverwaltung diente, wurde im Krieg zerstört. An seine Stelle kam der inzwischen neu gestaltete ‚Rosengarten‘ und die Spielstadt ‚Musenhof‘.

Das Schloss
Bereits seit dem 14. Jahrhundert hatten die Grafen den Aufenthalt in Köln häufig dem in der Moerser Provinz vorgezogen. Dann wurde die Grafschaft Nebenland, weil Walburgis, die letzte Gräfin von Moers, die Grafschaft dem Haus Nassau-Oranien vermachte. Also war das Schloss nicht mehr ‚Hauptwohnsitz‘ der Landesherrschaft.
Als die Grafschaft 1702/12 an Preußen fiel, war das Schloss endgültig nur noch Festung. Und diese Festung ließ Friedrich II. ja 1763/64 weitgehend schleifen. Im Siebenjährigen Krieg wurde das Schloss als Lazarett verwendet und war in der Folge ziemlich heruntergekommen. Nachdem die Franzosen das Schloss ebenfalls militärisch genutzt hatten, war es endgültig dem Verfall preisgegeben. Bei Hochwasser flüchteten die Bürger mit ihrem Vieh in das hochgelegene Schloss.
Friedrich Wintgens kaufte schließlich auch noch das Schloss – oder was davon übrig war. Denn der Vorbesitzer, Landrat Weinhagen, hatte den verfallenen östlichen und südlichen Teil abreißen lassen. 1836, als der erste Teil des Parks entstand, ließ Heinrich Wintgens, der Sohn Friedrichs, den verbleibenden Teil des Schlosses durch Neubauten ergänzen, um dort zu wohnen.

Erste Erweiterung des Parks
1873 verkaufte Heinrich Wintgens den Park an den damaligen Landrat. Dessen Nachfolger wiederum beauftragte Nickertz folgerichtig, auch den restlichen Teil der landwirtschaftlich genutzten Fläche als Park zu gestalten. Das war also bereits die erste Erweiterung der später als ‚Schlosspark‘ bezeichneten Grünanlage, um die die Stadt nach und nach herumwuchs. Nickertz setzte den Stil Weyhes fort, allerdings mit einem engeren Wegenetz und fremdartigen Baumarten. Exotische Bäume in Parks anzupflanzen und nicht nur in Botanischen Gärten, entsprach der englischen Tradition: Forschungsreisende brachten Samen und Setzlinge aus den Kolonien mit und setzten sie zu Hause in Europa aus. Die Besonderheiten, die der Moerser Park in dieser Hinsicht aufweist, finden sich im zweiten Teil dieses Parkführers.

Der städtische Park
Aber noch immer bestand der spätere städtische Park aus mehreren Privatgärten! Erst als 1905 die Stadt das Schloss und den neueren, westlichen Parkteil erworben hatte, konnte der Park drei Jahre später öffentlich zugänglich gemacht werden. Damit gab es den ersten Moerser ‚Schlosspark‘. Der ältere – östliche – Teil kam zehn Jahre später dazu.

Der Japanische Garten im Moerser Schlosspark

Der Japanische Garten im Moerser Schlosspark

Der Park wird immer größer
Die nächsten Erweiterungen folgen: Das ‚Weiße Haus‘ war seit 1897 Wohnsitz des Landrats, und der heutige Parkteil westlich vom Schloss war bis 1933 der Privatgarten des Landrats. Dieser Landratsgarten wurde ebenfalls in den Park integriert. Und schließlich gestaltete Max Massias als Heidegarten das ‚Hornwerk‘, also die Fläche in der Umwallung, die südlich vom Stadtgraben liegt. Sie diente bis dahin als Spielwiese. Übrigens wurde im ‚Heidegarten‘ nach 1945 Gemüse angebaut.
Aber es passierte noch mehr, was Auswirkungen bis heute hat: Am Ufer des Moersbachs entstand ein Wanderweg, der den Park mit dem neuen Freibad im Bettenkamper Meer verband. Die Weideflächen rechts und links blieben noch lange erhalten; aber die nächste Erweiterung war damit schon angedeutet.

Das neue Moers
In den 70er Jahren wurde auf beiden Seiten des Moersbachs der Freizeitpark ‚Filder Benden‘ angelegt mit Kleintierpark, weiteren Sportanlagen und den neuen Freibädern. Den Freizeitpark mit der Fußgängerbrücke zu den Sportstätten konzipierte der Planungsdezernent und spätere Stadtdirektor Heinz Oppers. Damit wuchs der Park bis zum Bettenkamper Meer und verhinderte die Zersiedelung dieser zentralen Fläche der inzwischen doppelt so großen Stadt.

Zukunft
2012 entstehen östlich vom Bettenkamper Meer neue     Sportstätten und eine verbindende Parkerweiterung bis zur Autobahn.
Die Wassermühle wurde sorgfältig restauriert und ist durch die bereits 1974 geschaffene Verbindung in den Gesamtpark integriert. Sie soll museal betrieben werden.
In die Zukunft lässt sich auch für die älteren Parkteile zuversichtlich blicken: 1983 wurden Wall und Graben unter Denkmalschutz gestellt. Rose und Gustav Wörner schufen mit ihrem Parkpflegewerk 1993 die Voraussetzung dafür, dass die Erträge der Hanns-Albeck-Stiftung den Erhalt dieses Kleinods sichern. Die beiden Pioniere der Gartendenkmalpflege hatten bereits den Berliner Tiergarten wieder in die Form gebracht, die ihr Schöpfer Lenné entworfen hatte. Auch dort waren die Flächen nach 1945 als Gemüsegärten genutzt worden und – anders als in Moers – die Bäume verheizt worden.

Literatur:
Wolfgang Gaida, Helmut Grothe: Schlosspark Moers; in: Vom Kaisergarten zum Revierpark. Essen 1997
Harald Herzog: die neuzeitlichen Befestigungen von Stadt und
Schloss Moers; in: Moers – Burg, Schloss, Kulturzentrum; Worms 2004
Heinz Oppers: Der Moerser Schloßpark. Ein baumkundlicher Führer; Moers o.J.
Hugo Otto: Moers.Die alte Grafenstadt, Moers 1933
Otto Ottsen: Unser Schloßpark. Ein kurzer Führer; Moers o.J.
Margret Wensky (Hrsg.): Moers. Geschichte der Stadt. Köln 2000
Birgit Wilms: Schlosspark Moers und Wallanlagen; In: Gärten und Parks an Rhein und Maas. Duisburg 2006
Rose Wörner: Der Schlosspark Moers und die Wallanlagen, in: Moers – Burg, Schloss, Kulturzentrum; Worms 2004


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